Das Karnickel unter den Pflanzen, was ihre Vermehrungsfreude betrifft!
Die Vogelmiere (Stellaria media) ist das Karnickel unter den Pflanzen, was ihre Vermehrungsfreude betrifft. Als Kulturfolger ist sie das ganze Jahr über, zumindest in nicht penibel aufgeräumten Gemüsebeeten, zu finden und auch im Winter, falls schnee- und frostfrei, noch zu ernten.
Sie bildet mit ihren bis zu 40 cm langen Ausläufern dichte, grüne Teppiche und schützt so den Boden zwischen den Gemüsepflanzen vor Austrocknung. Beim Blick durch die Lupe offenbart sich die Schönheit ihrer kleinen sternförmigen Blüte mit den violetten Staubbeuteln. Außerdem erkennt man dann deutlich den „Irokesenschnitt “, die einreihige Haarleiste am Stängel, ein deutliches Bestimmungsmerkmal dieser Art.
Der milde Geschmack des vitaminreichen Krauts erinnert an Erbsenschoten und 50 Gramm davon decken den Tagesbedarf eines Erwachsenen an Vitamin C. Die Vogelmiere kann roh oder gekocht für Salat, Kräuterquark, Pesto, Suppe oder als Zutat für pikante Teigwaren verwendet werden. Mein persönliches Lieblingsrezept ist ein Vogelmieren-Kartoffelsalat. Hierzu koche ich ca. 750 g Kartoffeln, währenddessen rasple ich eine kleine Salatgurke oder Zucchini, gebe Salz, Pfeffer, eine klein gewürfelte rote Zwiebel, 250 g Sojajoghurt und zwei Handvoll gehackte Vogelmiere dazu und vermische das Ganze mit den in Scheiben geschnittenen, noch warmen Kartoffeln.
Und noch eine kleine Anekdote zum Schluss: "Ein Rosenliebhaber bat in einem Leserbrief an eine Gartenzeitschrift um Rat, wie er sich gegen die sich in seinem Rosenbeet immer weiter vermehrende Vogelmiere wehren könne. Die kluge Antwort der Redaktion lautete, dass diese Pflanze lediglich den gesunden und einwandfreien Zustand des Bodens anzeigen würde." Ja, manchmal muss man einfach die Perspektive wechseln, denn mit einer anderen Sichtweise kann man doch vielen vermeintlichen Problemen auch eine positive Seite abgewinnen.
Besser geliebt als gehasst!
Der Giersch (Aegopodium podagraria) wird auch der „Grüne Sieger“ genannt und jeder Gartenbesitzer weiß warum ;-). Er breitet sich unheimlich schnell aus und erstickt dabei gnadenlos so manches Pflänzchen.
Bei mir wächst er unter der Wildstrauchhecke als natürlicher Begleiter und ist willkommen, denn ich hab ihn zum „Fressen“ gern. „Karottenstängel“, der Name meiner Enkelin für ihn, verrät schon die Geschmacksrichtung: Besonders der knackige, saftige Stiel schmeckt nach Karotten, aromatisiert mit etwas Sellerie und Petersilie. Jetzt sind die jungen, kaliumreichen Blätter besonders gut frisch im Salat, im Quark oder in Kräuterbutter zu verwenden. Er ist eines der ältesten bekannten Wildgemüse, lange bevor der Spinat im 16. Jahrhundert zu uns kam. Alleine oder im Verbund mit Brennnessel und/oder Beinwell ergibt er einen leckeren Spinat-Ersatz. Aus älteren Blättern und Stängeln könnt ihr durch Einlegen im Apfelsaft einen „Frankenwald-Dudler“ herstellen, der auch Kindern gut schmeckt.
Aus den vielen Volksnamen des Giersches kann man manche seiner Eigenschaften ablesen, nachfolgend ein paar Beispiele:
Welche Pflanze nutzten Indianer als Dopingmittel für Ihre Ponys?
Den Waldsauerklee - nordamerikanische Indianer sollen ihren Ponys die Wurzeln des Sauerklees gegeben haben, damit diese schneller liefen. Vielleicht sollten dies auch ambitionierte Marathonläufer ausprobieren ;-)?
Der Waldsauerklee gehört zur Familie der Sauerkleegewächse, ist also nicht mit den typischen Kleearten (Gattung Trifolium, z. B. Weiß-Klee) aus der Familie der Schmetterlingsblütler verwandt. Gemeinsam sind ihnen nur die kleeförmigen Blätter. Ein weiterer Vertreter der fast weltweit vertretenen Sauerkleefamilie ist der Aufrechte Sauerklee (Oxalis stricta), den wohl jeder Gartenfreund als gelbblühendes "Unkraut" im Gemüse- oder Blumenbeet kennt - also in Zukunft nicht ärgern, sondern essen!
Der botanische Name des Waldsauerklees setzt sich aus dem Gattungsnamen Oxalis (griech. oxaleios = säuerlich) und den Artnamen acetosella (lat. acetum = Essig) zusammen. Also doppelt sauer - aber keine Sorge, ich würde den Geschmack als angenehm sauer definieren. In England nennt man ihn wood sorrel = Waldsauerampfer, in Frankreich pain de coucou = Kuckucksbrot und in Finnland ist er unter dem Namen "Fuchsbrot" bekannt. Volkstümliche Namen in Deutschland beziehen sich meist auf Hase oder Kuckuck, wie Hasenampfer, Hasenbrot oder Kuckucksklee. Der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl vermutet dahinter eine Verbindung zu den Kelten, für die beide Tiere als heilig galten. Dort wo die Göttin ihre Fußspuren hinterlässt, soll der Sauerklee am liebsten wachsen.
Verwendung in der Küche: Die Pflanze kann das ganze Jahr über gesammelt werden. Die Blätter sind mit ihrem säuerlichen Geschmack ein guter Durstlöscher. Sie werden stets frisch (roh oder gekocht) verwendet, beim Trocknen verlieren sie ihren typischen Geschmack. Sie eignen sich als Zusatz in Salaten, Gemüsegerichten, Saucen und Suppen. Früher wurden die Blätter in Salaten als Ersatz für Essig und Zitrone verwendet. Auch eine erfrischende Limonade kann man daraus machen, indem man den Sud des Krautes mit Wasser vermischt und je nach Geschmack Zucker zugibt. Die Blüten sind eine Zierde für jeden Salat. Die jungen Früchte kann man als säuerliches Gewürz verwenden oder in Essig haltbar machen.
Erwähnenswerte Inhaltsstoffe sind Kleesalz und Oxalsäure, die den sauren Geschmack verursachen, sowie Beta-Carotin und Vitamin C. Trotz des hohen gesundheitlichen Werts des Sauerklees, kann er in hoher Dosierung aufgrund der enthaltenen Oxalsäure schädlich sein, deshalb nur in Maßen und nicht über Wochen täglich essen. Personen, die unter rheumatischen Erkrankungen oder unter Erkrankungen des Verdauungstrakts leiden, sollten deshalb ganz auf Sauerklee verzichten. Die aus den Blättern gewonnene Oxalsäure wurde früher auch als Fleckenentferner bei Rost- oder Tintenflecken, aber auch zum Putzen von Messing und Kupfer verwendet. Aus 75 kg Sauerkleeblättern konnte man gerade 500 g Oxalsäure herstellen. Heute wird Oxalsäure synthetisch produziert und für Fleckenentfernungs-, Metall-, und Bodenreinigungsmittel benutzt.
Ein weiterer Vertreter aus der Sauerklee-Familie ist der aus Mexiko stammende, zum Jahreswechsel in vielen Blumengeschäften angebotene Glücksklee (Oxalis tetraphylla). Mit seinen vier Blättern bringt er nach altem Volksglauben Glück und erfreut in vielen Ländern traditionell die Menschen als grüner Glücksbringer, in Deutschland vor allem zur Begrüßung des neuen Jahrs. Um den vierblättrigen Klee rankt sich sehr viel Aberglaube, so spielte man in manchen Gegenden an Silvester folgendes (meiner Meinung nach äußerst makaberes) Orakelspiel: Jeder Mitspieler legte ein Kleeblatt in eine Schüssel mit Wasser. Wessen Blatt am nächsten Morgen durchnässt oder gar schwarz geworden ist, muss mit Krankheit oder Tod rechnen. Da lobe ich mir doch lieber den Brauch, einem Kranken einen Topf mit Sauerklee ans Bett zu stellen, um seine Genesung zu fördern.
Welcher Wildstrauch ist wesentlich wertvoller als die von deutschen Gartenbesitzern so geliebte Forsythie?
Die Kornelkirsche - weil sie eine der ersten Nahrungsquellen im Jahr für Wildbienen, Honigbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen ist. Die Blüten der aus China stammenden Forsythie hingegen, haben für unsere heimische Insektenwelt fast keinerlei Wert. Außerdem bieten die Früchte der Kornelkirsche Nahrung für 15 Vogelarten (u.a. Singdrossel, Dompfaff, Eichelhäher) und 17 Säugetierarten (u.a. Dachs und Steinmarder). Auch uns Menschen munden die roten, länglichen und süß-säuerlichen Früchte, sie enthalten übrigens dreimal soviel Vitamin C wie Zitronen, entweder roh oder auf vielfältige Weise verarbeitet:
Die Früchte entfalten ihr volles Aroma, wenn sie reif vom Strauch fallen. Da sie im September/Oktober nacheinander reifen, kann man täglich ernten. Hierzu den Strauch schütteln und ein Betttuch oder eine Folie unterlegen, dies erleichtert das Aufsammeln.
Das Holz der Kornelkirsche ist so schwer, dass es im Wasser nicht schwimmt, sondern sinkt. Es ist das härteste, einheimische Holz und wurde u. a. zu Spazier- und Wanderstöcken verarbeitet. Vielleicht ist Ihnen der "Ziegenhainer" ein Begriff, der Spazier- und Duellierstock der Jenauer Studenten im 19. Jahrhundert. Aus den Kernen der Früchte wurden früher Rosenkränze hergestellt. Rinde, Holz und Blätter enthalten Gerbstoffe, die zum Färben genutzt werden. So wurde früher in der Türkei die traditionelle Kopfbedeckung, der Fez, damit rot gefärbt.
Funde von Kernen der Kornelkirsche in Pfahlbauten (Österreich, Italien) belegen, dass sie bereits in der Jungsteinzeit als Nahrung diente. Griechen und Römer nutzen das feste und zähe Holz zur Speer- und Lanzenherstellung. Diese Verwendung war so üblich, dass die Dichter des Altertums nicht mehr von der Lanze sprachen, sondern von der Kornelle, die der Krieger seinem Feind entgegenschleuderte. Statt also ein schlichtes "schwang die Lanze", schrieb Ovid: "Schwang die mit Erz vorblinkende Last der Kornelle". Und noch ein hübsch anschaulicher Satz des Dichters: "Grad ins Gesicht er gebohret die ungestählte Kornelle". Rund zwei Jahrhunderte später ging es in Baden friedlicher zu: Bei einem Brauch am Fastensonntag wurden die Burschen von ihren Mädchen mit dem "Kuechlestruß" bewirtet. Hierzu wurden dünne Blütenzweige in Teig getaucht und zum Backen in heißes Fett gehalten. Eine etwas einfachere Variante geht so: Blütenknospen abzupfen und in der Pfanne in etwas Butter oder Öl braten bis sie aufplatzen. Soll eine schmackhafte Zutat zum Salat ergeben. Ich habe es noch nicht probiert, da mir die Blüten hierfür bis jetzt zu rar waren.
Die Kornelkirsche gehört zu den Hartriegelgewächsen, wie der bekannte Rote Hartriegel und ist somit nicht mit der Kirsche, einem Rosengewächs, verwandt. Im Volksmund ist sie auch als Beinholz, Dürrlitze, Fürwitzl ("vowitzig", bezogen auf die frühe Blütezeit), Gelber Hartriegel, Dirndlstrauch (in Österreich gedeiht sie besonders gut im Pielachtal, welches sogar als "Dirndltal" touristisch vermarktet wird) oder Ziserle bezeichnet.
Die Blätter, die erst nach den Blüten erscheinen, bekommen im Herbst ein sehr schöne gelb-orange Färbung. Der Strauch ist somit zu allen Jahreszeiten attraktiv und auch deshalb der Forsythie vorzuziehen.
Es gibt auch einige ausgezeichnete Kultursorten der Kornelkirsche, die sich in Fruchtgröße/-farbe, im Erntezeitpunkt und Geschmack unterscheiden. Da die Früchte der Wildform nur etwa zwei Gramm wiegen und der Kernanteil 20 % oder mehr beträgt, lohnt sich z. B. der Anbau der bewährten Sorte 'Jolico', die doppelt so große Früchte hat und deren Kern nur halb so groß ist. Erwähnenswert sind auch noch die Sorten 'Yellow' (gelbe Früchte, sehr frühe Sorte) oder 'Schönbrunner Gourmetdirndl' (hoher Zuckergehalt). Durch eine geschickte Auswahl der Sorten kann sowohl eine lange Blüh-, als auch Ernteperiode erreicht werden. Zur Ertragssteigerung ist die Pflanzung einer Wildart zur Befruchtung anzuraten, obwohl sie durchaus selbstfruchtbar ist. Da die Kornelkirsche kaum anfällig gegen Krankheiten ist, entfallen Pflanzenschutzmaßnahme.
Zum Abschluss noch eine Ausflugstipp: Eine besonders seltene Anzuchtform der Kornelkirsche, ist in den historischen Terrassenanlagen unterhalb des ehemaligen Benediktinerklosters Michaelsberg in Bamberg zu bewundern. Hier wurden einzelne Kornelkirschen baumförmig gezogen und sind schon ca. 200 Jahre alt.
Habe ich Sie nun überzeugt, statt Forsythien Kornelkirschen zu pflanzen? Zumal Sie Forsythien nicht essen können und sie außerdem viel zu protzig blühen, im Gegensatz zur zartgelben, filigranen Blüte der Kornelkirsche. Schauen Sie sich zur Blütezeit mal um, in öffentlichen Hecken am Straßenrand wächst so manche Kornelle und hoffentlich keine Forsythie, davon gibt es in den Gärten schon viel zu viel (hat übrigens schon jemand gemerkt, dass ich Forsythien nicht leiden kann?)!
Welche Frucht können Sie selbst im Januar noch draußen ernten und genießen?
Die Mispel - wie der Apfel gehört sie zur Familie der Rosengewächse.
Lange Zeit fand ich nicht den richtigen Zeitpunkt, um meine Mispeln im Garten zu ernten. Genau wie die Schlehe müssen sie erst einen Frost überstehen, damit die Gerbstoffe abgebaut werden und sie gut schmecken. Aber ich wartete, so dachte ich jedenfalls, immer zu lang und die Früchte wurden braun und faul. Dass das braune Fruchtfleisch jedoch nicht faul ist, sondern äußerst lecker nach Apfelstrudel schmeckt, fand ich nach diesem Video auf YouTube heraus. Und auch jetzt im Januar schmecken die Früchte noch gut und ich nasche im Vorbeilaufen davon.
Auch die Amsel lässt sich im Winter die Früchte schmecken, im Sommer dient der dichtbelaubte Baum auch als Brutgehölz und Versteck. Die großen, sehr reizvollen weißen Blüten sind im Frühling Pollenlieferant für Wild- und Honigbienen, Schwebfliegen und Grabwespen.
Die Früchte sind reich an Pektin, gelieren somit leicht und verarbeiten sich gut mit Äpfeln, Schlehen oder Holunder zu Marmelade. Sie eignen sich auch für Liköre, Kompott oder als Zutat für pikante Gerichte.
Der kleine Baum wird nur drei bis sechs Meter hoch und hat mit seinem krummen Stamm oft eine sehr urige Wuchsform. Er ist ein sehr pflegeleichter Obstbaum, da er kaum von Krankheiten oder Insekten schwerwiegend befallen wird. Außerdem sind keine Pflegemaßnahmen wie ein Baumschnitt erforderlich.
All dies sind gute Gründe einen Mispelbaum in Ihrem Garten zu pflanzen. Meinen Mispelbaum pflanzte ich vor 15 Jahren und nach ca. vier Jahren trug er schon die ersten Früchte. Bezogen habe ich ihn von der Baumschule Brenninger.
Besonderes Interesse habe ich am Aberglauben und den Mythen, welche sich um viele Wildpflanzen ranken. In Holunder-, Schleh- und Weißdornsträuchern wimmelt es ja nur so von Feen, Geistern, Hexen und Dämonen, dass es mich schon wundert, wie ich es bis jetzt unbehelligt geschafft habe, deren Früchte zu sammeln, von ein paar Dornenschrammen abgesehen.
Über die Mispel jedoch, obwohl sie schon vor sehr langer Zeit kultiviert wurde und im Mittelalter zu den bekanntesten Obstbäumen gehörte, ist weder in meinen Büchern noch im Internet irgendein Bezug zum Aberglauben, zur Mythologie oder zu Märchen und Legenden zu finden. Die einzige Verbindung zur Literatur ist die Erwähnung in zwei Werken („Romeo und Julia“ und „Was ihr wollt“) von William Shakespeare.
So ist mir die Mispel sehr sympathisch: Ich muss mir keinen Mispelzweig über die Haustür hängen, damit meine Enkelkinder mal keine Warzen bekommen, auch brauche ich mir nicht am Festtag des hl. Waldemar vor Sonnenaufgang ein aus verfaulten Mispeln gekochtes Mus (während des Kochvorgangs darf ich keinesfalls sprechen, die Zehen bewegen oder mich an der Nase kratzen) auf Augenlider und Füße auftragen, damit ich niemals gleichzeitig blind werde und Fußpilz bekomme. Oh, du geliebte Mispel – du ersparst mir viel Arbeit!