Pressebericht über meinen Frühlingsabend-Spaziergang mit dem Evang. Frauenkreis Stockheim am 7. Mai 2014


Giersch zum Essen? Das Publikum blickt skeptisch!
Giersch zum Essen? Das Publikum blickt skeptisch!

Genussreiches aus der Welt der Wildkräuter

(Bericht von Heike Schülein)

 

Brennnesseln, Giersch und Löwenzahn im Rasen oder Blumenbeet – für die meisten Gartenbesitzer sind diese Wildpflanzen nichts anderes als ein Ärgernis. Am Mittwoch zeigte Kräuterpädagogin Christina Zehnter bei einem Kräuter-Abendspaziergang die guten Seiten der sogenannten „Unkräuter“.

 

Neukenroth- Christina Zehnter greift in die grünen Stängel und reißt einen davon ab. „Das wird wohl jeder kennen“, meint die Kräuterpädagogin und hebt den Stängel in die Höhe. „Oh ja“, kommt es mit einem großes Seufzer von einigen Teilnehmerinnen des Kräuter-Abendspaziergangs „Wildkräutererlebnis im Frühling“ zurück. Begeisterung hört sich definitiv anders an. Die Dame klagt dann auch ihr „Leid“: „Ich jäte Giersch immer. Aber es hat keinen Sinn: Den bekommt man nicht mehr los.“ Christina Zehnter pflichtet ihr bei: „Hat man den erst einmal im Garten, kommt er immer wieder.“ Den meisten Gärtnern ist der sich breit auswuchernde Giersch ein Dorn im Auge. Die Neukenrotherin hat mit ihm allerdings keine Probleme. Im Gegenteil: Sie schätzt Giersch als wohlschmeckendes Wildgemüse. „Heute gibt es noch leckere Giersch-Schorle mit Apfelsaft“, kündigt sie an.

 

Giersch kann man sehr gut von anderen Wildkräutern unterscheiden. „Es gibt da einen leicht zu merkenden Spruch: Drei, drei, drei - mit Giersch bist du dabei“, verrät die Kräuterpädagogin-BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) und zeigt auf die Pflanze. Der Stil ist dreikantig. Daran sind meistens drei kleine Ästchen mit jeweils wiederum drei Blättern. Giersch enthält viel Kalium, Vitamin C, Karotin und Eisen. Man kann es zum Würzen verwenden, als Salat oder Gemüse zubereiten oder auch in Aufstriche und Suppen geben. Leicht skeptische Blicke wandern zwischen den Frauen hin und her, als sie Christina Zehnter auffordert, doch mal zu probieren. Sie kauen auf den Stängeln. „Das schmeckt gut“, sind sie verblüfft. Er erinnert ein wenig an Petersilie oder Karotte. Niemand von ihnen wäre wohl vorher auf die Idee gekommen, Giersch einmal zu probieren. Im herrlichen Garten von Christina Zehnter wachsen unzählige solcher wohlschmeckenden wilden „Delikatessen“.


Im Kalkschotterbeet - schmeckt das Olivenkraut wirklich nach Oliven?
Im Kalkschotterbeet - schmeckt das Olivenkraut wirklich nach Oliven?

Fortsetzung des Artikels:

„Vor zwei Jahren schloss ich meine Ausbildung zur Kräuterpädagogin ab“, erzählt die Neukenrotherin, die ein eigenes kleines Unternehmen mit dem schönen Namen „Sonnenwirbel“ - eine andere Bezeichnung für Löwenzahn - hat. Seit heuer bietet sie verstärkt Kurse im Bereich Wildkräuter und Natur für Kinder wie auch Erwachsene an. „Schon als Kind freute ich mich darauf, im Frühling den ersten Buschwindröschen-Strauß für meine Mutter zu pflücken und dabei zu entdecken, was sonst noch für Blumen wuchsen. In der Grundschule vertiefte unser Lehrer Herr König mein Pflanzenwissen mit Wiesenexkursionen. Danach hatte ich leider jahrzehntelang keine „Botanik-Mentoren" mehr und so erarbeitete ich mir - vor allem durch Bücher und aus eigener Erfahrung - mein Kräuterwissen selbst“, verrät die Kräuterliebhaberin, die seit 2006 am Programm „Natürlich für Kinder - Umwelt erleben und verstehen" der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken mitwirkt. Ihre selbst entwickelten Kräuter-, Natur- und Ernährungsworkshops werden von Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kindergärten gebucht. Da sie ihren Status als Autodidaktin auf eine professionellere Ebene bringen wollte, informierte sie sich über entsprechende Lehrgänge. 2011 war es dann so weit: Sie meldete sich für die Kräuterpädagogen-Ausbildung im Erzgebirge an. „Es begann ein turbulentes Jahr zwischen Beruf und Botanik, zwischen Familie und Fotosynthese und zwischen Frankenwald und Erzgebirge. Im Mai 2012 hatte ich endlich mein Kräuterpädagogen-Zertifikat in der Tasche“, freut sie sich. Ende 2012 qualifizierte sie sich außerdem bei der VHS Mainburg zur KESS-Expertin (KESS = Kompetenz extern für Schule und Schulleben). Dabei eignete sie sich vor allem pädagogisches Wissen im Hinblick auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen an. Seit 2013 bietet sie nun ihre Vorträge wie auch Kurse über bestimmte Wildkräuter oder Wildfrüchte unter eigener Regie an – so auch den kleinen abendlichen Spaziergang in ihrem heimischen Garten mit anschließendem Wildkräuter-Büffet.


Blick durch's Küchenfenster - während wir noch den Beinwell begutachten, wartet schon das Wildkräuterbüfett auf uns.
Blick durch's Küchenfenster - während wir noch den Beinwell begutachten, wartet schon das Wildkräuterbüfett auf uns.

Fortsetzung des Artikels:

In ihrem Garten gibt es nahezu in jedem Winkel und in jeder Ecke, unter jedem Strauch etwas zu sehen. Es wachsen nicht nur die „üblichen“ Gartenkräuter, sondern auch jede Menge Wildkräuter und richtige Raritäten mit solch außergewöhnlichen Namen wie Beinwell, die Rote Melde oder Stinkender Storchschnabel. Auch Löwenzahn, über den sie ihre Prüfung zur Kräuterpädagogin ablegte, findet sich in ihrem Garten. „Aus Löwenzahn machten die Menschen zu Kriegszeiten sogar Kaffe. Der war natürlich nicht so stark wie wir ihn heute kennen. Aber man hatte ja nichts anderes“, meint sie. Während des Kriegs seien zum Beispiel auch Löwenzahn oder Brennnesseln gesammelt worden, um sie als Gemüse oder Salat zuzubereiten. Auch von Brennnesseln ist sie ein großer „Fan“; seien sie doch sehr wertvoll für die Tierwelt. So dienten sie den Raupen von circa 50 Schmetterlings-Arten als Futterpflanze. Das Tagpfauenauge und fünf weitere Arten leben sogar ausschließlich von ihr. Auch zum Mulchen beziehungsweise gegen Blattläuse kann man sie verwenden. Viele Wildkräuter hätten wesentlich mehr Vitamin C als Kopfsalat. Die Brennnessel habe sogar 14 Mal so viel.

 

Was man aus den gesunden und zudem sehr wohlschmeckenden Kräutern alles „zaubern“ kann, zeigte das anschließende Wildkräuter-Büffet. Die Teilnehmerinnen ließen sich „Unkräuter“-Suppe, Wildkräutersalat, Brennnesselbrot, Bärlauch-Linsenpaste, 13-Kräuter-Aufstrich, Indianernessel-Nutella und zum Nachtisch Ananassalbei-Erdbeeren mit Löwenzahncreme schmecken (übrigens alles vegan) und dazu - als Getränke – Kräutertee mit Zitronenkatzenminze, Giersch-, Waldmeisterschorle und das ein oder andere Wildfrucht-Likörchen. Das nächste „Wildkräutererlebnis im Frühling“ – Feierabendspaziergang mit kleinem Wildkräuter-Büffet“ findet bereits am heutigen Mittwoch statt.


Beim Genießen der "Unkräuter"-Suppe aus Beinwell, Brennnessel und Giersch.
Beim Genießen der "Unkräuter"-Suppe aus Beinwell, Brennnessel und Giersch.

Danke für den wirklich schönen Pressebericht und die Fotos an die Freie Redakteurin Heike Schülein, an die interessierten Damen des Evang. Frauenkreises Stockheim, mit der Organisatorin Britta Stöcker und an meine Tochter Hanna, die als Fotografin und Küchenhilfe fungierte.